Kunigunde ist ein kleines Bauwerk aus der Zeit der Elektrifizierung: Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurden überall im Lande Turmstationen (= Trafohäuser, Trafotürme oder Trafostationen) erbaut, um die Menschen mit Strom zu versorgen. Die bis in die Achtziger Jahre gebauten Turmstationen geben Zeugnis über die Industriearchitektur der jeweiligen Region und Zeit.
Die Transformatoren in ihrem Inneren wandelten den Eingangsstrom in haushaltsüblichen Strom um. Nötig ist diese Spannungsumwandlung auch heute noch. Doch die Turmstationen haben dabei ihre einstige Rolle verloren: Heute liegen die Leitungen – früher Freileitungen – meist unter der Erde, die Anlagen sind kompakter geworden, es bedarf keiner „großen“ Gebäude mehr.
So auch in Bonn-Mehlem: Die 1913 erbaute und in den Fünfziger Jahren um den Anbau erweiterte Turmstation Kunigunde steht seit einigen Jahren leer.
Turmfrau Dani hat Kunigunde 2012 vor dem Abriss gerettet. Viele Upcycling-Ideen für eine „nachhaltige Nachnutzung“ folgten: vom Atelier, Café, Heimatmuseum oder Kindertheater bis zum Zwitscherstübchen reichten die Ideen, die in der Umsetzung schon an der Genehmigung gescheitert wären. Konkreter wurde es dann mit einem Ferienhäuschen für den Radtourismus: Aus dem Projekt mit dem Arbeitstitel „Fahrradies“ wurde jedoch nichts – dem Bauordnungsamt und dem Unterausschuss Bauplanung gefiel die Idee nicht, im März 2018 kam die Absage; Adieu, mein kleines Fahrradies.
Nach dem 3. Bauantrag war am 28. Juni 2019 schließlich die Baugenehmigung für ein schnödes Wohnhaus im Briefkasten: 613 Tage vom Bauantrag bis zur Baugenehmigung. Hartnäckigkeit und Geduld zahlten sich endlich aus!
Der 13-monatige Umbau bis zur Bauabnahme am 6. Juli 2021 – und was danach folgte und folgen wird – sind und werden in diesem Blog dokumentiert.