Turmstation Kunigunde

Wie wir zueinander fanden.

“Wie kamest du denn auf die Idee, dir eine Turmstation zuzulegen?”

Das werde ich oft gefragt, wenn ich von Kunigunde erzähle.

Die Geschichte, wie ich zu meiner Turmstation fand, kann ich kurz oder lang erzählen.

Short Version:
Ich liebe kleine Häuser! Schon immer. Deshalb habe ich eins gesucht – und gefunden.

Long Version:
Seit ich denken kann, stelle ich mir, in einem kleinen Häuschen zu wohnen: Platz für mich + 1 Bett + 1 Tisch + 1 Stuhl. Ein Ort, wo ich nur für mich sein kann.
Da ich keine Einsiedlerin bin, sondern ein Familienmensch und gern auch Platz für meine Lieben habe, kam es nicht dazu. Das ist auch gut so. Zwei Kinder kamen, eines ging schon wieder aus dem Haus. Geblieben ist die Vorstellung mit dem kleinen Häuschen. Weil die einfach großartig sind!

“Alles Gute kommt zu seiner Zeit.”

Besonders dann, wenn man nicht damit rechnet. Davon bin ich überzeugt. Zumindest ist das so bei mir. So war es auch mit meinem kleinen Häuschen:

Meine Kinder wurden größer. Ebenso die erste Party meiner Tochter in unserer Wohnung im April 2011. Die Party wurde nicht nur größer als geplant, sondern sehr viel größer. Und sehr viel lauter. War ja auch “sturmfrei” – ich war übers Wochenende in Istanbul. Als ich zurück kam, war die Wohnung ein Schlachtfeld und alle Nachbarn sauer; auch die zwei Häuser weiter.

Nachdem die Wohnung wieder bewohnbar war, dachte ich: Jugendliche brauchen eben Platz zum Laut-Sein mit Freunden – der ist nur ganz sicher nicht unsere Wohnung. Es muss was Anderes her. Was mit dicken Mauern. Es darf auch klein sein. Hauptsache, die Mauern sind dick!

Wenige Monate später war ich mit Sebastian, einem Freund, verabredet, der beim früheren Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerk (RWE) anheuert. Am Ende des Abends brachte er mich zu Fuß nach Hause, ich erzählte währenddessen die Geschichte der sehr großen Party meiner Tochter.  Kurz vor meinem Zuhause, zum Abschluss der Geschichte, hielt ich im Gehen inne. Auf der Straßenseite gegenüber sah ich dabei zufällig – ja, es war so – eine alte Turmstation, die ich zuvor nie bewusst gesehen hatte. Diese hier war es:

Turmstation in der Von-Sandt-Straße in Bonn-Beuel.

Auf sie zeigend, sagte ich zu Sebastian: “Guck mal, so einen Turm bräuchte ich für meine Kinder zum Laut-Sein.”
Darauf Sebastian: “Im Ernst? — RWE verkauft solche alte Turmstationen, die nicht mehr genutzt werden. Ich kann mich mal erkundigen, ob diese von RWE und noch zu haben ist.”
Ich: “Hm. Was kosten die denn?”
Sebastian: “1 Euro.”
Ich: “Ach so. Ja, erkundige dich doch mal.”

Sebastian erkundigte sich, besagte Turmstation wurde und wird aber noch von RWE als Transformatoren-Herberge genutzt. Doch schnell wurde mir eine Alternative angeboten: in Bonn-Mehlem. Etwas ab vom Schuss – insbesondere als Party-Location für meine Kinder – , doch dafür direkt am Mehlemer Bach gelegen. Mit dicken Mauern. Freistehend. Und: mit Anbau! Das gibt’s nur selten!

17 Monate nach der Party waren alle Formalitäten erledigt. Am 20. September 2012 saßen ein RWE-Vertreter und ich beim Notar und unterzeichneten dort den Kaufvertrag: Für eine “Gebäude- und Freifläche” von 63 qm stehe ich seitdem im Grundbuch von Mehlem als Eigentümerin.
Nota bene: Da ich ein Konzept zur Gemeinnutzung als Kindertheater verfasst hatte (und das damals auch ernsthaft umsetzen wollte), hat RWE großzügigerweise die Notarkosten übernommen. Auch der Kaufpreis in Höhe von 1 Euro kam nicht zur Auszahlung – die Kosten für die Buchung wären höher gewesen als die Einnahmen ;-).

So fanden Kunigunde und ich zueinander.

 

11 Kommentare

  1. Hallo Turmfrau Dani,
    das ist ja eine tolle Geschichte. Ihr passt auch wirklich gut zusammen. Ich freue mich schon darauf hier die nächsten Einträge zu lesen und die Entwicklung mitzuverfolgen.

    Konkrete Pläne hast Du ja schon. Ein Eintrag unter den schönsten Turmhäusern Europas wird Dir sicher sein?

    http://WWW.trafoturm.eu

    Grüße
    Olli

    1. Hallo Olli,
      danke für das Lob und den Link! In die Sammlung der schönsten Turmstationen will Kunigunde auf jeden Fall reinkommen – und einen Platz auf dem Treppchen ergattern ;-).
      Viele Grüße von der Turmfrau

    1. Danke, lieber Joas. Daran hast du einen großen Anteil – ohne deine Ermunterung beim CUT à la “einfach loslegen – auch, wenn es noch nicht perfekt ist” hätte es noch sehr viel länger gedauert… auch dafür: Danke!

  2. Hi Dani, das ist eine schöne Geschichte!

    Ich habe mich aus ähnlichen Gründen in einen Trafoturm bei mir um die Ecke verguckt: am Dorfrand auf einer Wiese, mit (vermutlich) dicken Mauern, um darin laut Musik produzieren zu können. Und womöglich sogar ein kleines Plätzchen um zu wohnen – das wäre es!

    Allerdings ist das bisher nur ein phantastisches Luftschloß, und so bin ich hier auf dieser Website gelandet. Es ist sehr schön zu sehen, daß Du den Traum verwirklichen konntest trotz aller Hindernisse.

    1. Luftschlösser wollen gebaut werden – insbesondere die phantastischen, die die einmalige Chance haben, ein Musikturm zu werden! Wo steht dein Trafoturm?

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